Dienstag, 22. Mai 2012

Jeffrey Deaver - Der Knochenjäger

Um ehrlich zu sein: Das Buch war ganz weit hinten auf meiner Noch-lesen-Liste, aber dann gingen mir die Bücher aus. Eigentlich hätte ich mir stattdessen Entsetzen von Karin Slaughter sparen können, oder unter Umständen sogar Der Ripper (Thematik toll, sonst nicht mein Geschmack).
Inhalt: Detective Lincoln Rhyme ist seit einem Unfall querschnittsgelähmt und zieht sich immer mehr zurück. Dann ereiegnet sich ein grausames Verbrechen: Ein Taxifahrer entführt seine Fahrgäste. Der Mann wird lebendig begraben, die Frau ist vermisst. Amelia Sachs, Streifenploizistin, entdeckt den Tatort und wird in die Ermittlungen eingeschaltet - als Laufmädchen für den herbeigerufenen Rhyme, der eigentlich bereits seinen Selbstmord plante. Ein Serientäter geht um - er hinterlässt immer Hinweise auf sein nächstes Verbrechen - und Rhyme und Sachs müssen ihn stoppen.

Der Klappentext (die Inhaltsangabe oben ist mein Werk) ist nicht sehr interessant, ebenso der braune Buchumschlag. Eigentlich habe ich das Buch nur wegen dem Autor gekauft und weil mir der Name Lincoln Rhyme bekannt war.
Ein querschnittsgelähmter Ex-Cop (der sein Leben längst abgeschlossen hat!) und eine Streifenpolizistin - reichlich ungewöhnlich. Denn wie will man mit einem querschnittsgelähmten einen coolen Showdown durchziehen? Aber Lincoln Rhyme ist der beste, was Tatortspuren angeht.
Die Rückverfolgung der Spuren ist komplex - aber völlig verständlich, auch wenn man für die Mittel der Auswertung chemisches Fachchinesisches beherrschen müsste. Da die Funktion erklärt wird, ist das aber auch nicht nötig.
Die Charaktere sind genial geschrieben. Ebenso die Sprünge zum >Knochensammler< (der Buchtitel ist also nicht ganz richtig), die einiges verraten. Aber am Ende kommt es doch ganz anders. Zwar steht im Klappentext, dass Lincoln darauf kommt, dass er den Täter kennen muss, aber das geschieht erst etwa 20 Seiten vor dem Schluss, wird nicht sehr deutlich und ist demnach irreführend.
Die Methoden des Knochensammlers sind teilweise wirklich übel - das zweite Opfer, eine der Taxiinsassen, wird auf grausame Weise hingerichtet. Die Polizei kommt Minuten zu spät - sie tat mir ernsthaft Leid.
Eigentlich gibt es nur eine Stelle im Buch, in der ich hyme wirklich nicht ausstehen kann (er ist zwar ein Ekel, aber durchaus liebenswert). Er hält die Polizisten auf, bis Sachs da ist, obwohl das Opfer von Ratten angegriffen wird. Und es ist ihm völlig egal. Das war überflüssig, zeigt aber, dass es ihm nur um die Spuren geht.
Am Ende ist es tatsächlich jemand, auf den ich nie gekommen wäre. Und der Showdown ist gar nicht übel. Es hat mich nur irritiert, dass Lincoln es dann durchziehen wollte - bis die Nachrichten von der UN-Konferenz eintreffen. Alles basiert auf einer Abfolge von Entscheidungen und Handlungen. So ist das nun mal.
Deaver legt eine Reihe von vielversprechenden Fährten, denen der Leser brav folgt - und die sich am Ende eben doch als falsch erweisen. Er ist ein Meister darin, den Leser glauben zu machen, er wüsste die Lösung. Ebenso erhält er die Spannung aufrecht und zeigt die wahren Dinge bei einem Tatort - besonders bei T. J. Colfax, dem zweiten Opfer, die es besonders schlimm erwischt.
Man kann sich wirklich in Amelia und Lincoln hineinfühlen, ebenso hat das Buch eine tolle sonstige Charakterausstattung, viel Spannung und an einigen Stellen tollen Humor.
=>Unbedingt lesen!

~Lex o'Dim

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