Samstag, 26. Mai 2012

Stephen King - Duma Key 2.0

Dazu hatte ich schonmal was geschrieben, aber mir ist aufgefallen, dass das ganze doch recht kurz ausgefallen ist... Außerdem habe ich dieses großartige Buch nochmal gelesen (891 Seiten schaffe ich locker in 4 Tagen, wenn man mich lässt).
Beim zweiten lesen erschließt sich einiges viel deutlicher, weil man nicht mehr so viel herumrätselt. In meiner (noch recht bescheidenen) Sammlung von Stephen King-Werken ist Duma Key bisher mein Lieblingsbuch. Wenn ich ehrlich bin, habe ich von dem Buch eigentlich nur King'schen Durchschnitt erwartet. Es war ein Glück, dass ich das zum Sonderpreis gefunden habe. Jedenfalls wusste ich nicht wirklich, was ich davon halten sollte, weil ich mich nicht daran erinnere, den klappentext gelesen zu haben - ich bin mir nichtmal sicher, ob meine Version des Buchs einen HAT. Mit einer so genialen Story habe ich jedenfalls nicht gerechnet.

Inhalt: Der erfolgeiche Bauunternehmer Edgar Freemantle hat auf einer Baustelle einen Unfall, bei dem er seinen rechten Arm verliert und schwere Verletzungen davonträgt. Sein Theraput Dr. Kamen rät ihm zu einem Ortswechsel. Also mietet Edgar das Big Pink (eigentlich Salmon Point) auf der Florida Insel Duma Key. Nach und nach ereignen sich seltsame Vorfälle - nicht nur, dass Edgar wie aus dem Nichts grandios zeichnen und malen kann. Seine Bilder nd das Malen selbst scheinen ein Eigenleben zu entwickeln...

Das Buch macht allein schon deshalb neugierig weil es mit einer Erinnerung beginnt: Wie man ein Bild zeichnet. Ich habe diese Rückblenden das ganze Buch über geliebt. Je mehr man erfährt, umso mehr Fragen tauchen auf.
Edgars mühsame Rehabilitation, dann wechselt die Szene relativ schnell auf Duma Key. Edgar erzählt die ganze Story vier Jahre nach den Ereignissen aus seinem dritten Leben heraus. Das als Bauunternehmer war das erste, Duma key das zweite.
Edgar hat mit Gedächtnisproblemen und Aggressionen zu kämpfen. Jack Cantori, der junge Verwalter, mit dem er sich bald anfreundet, sowie Jerome Wireman und Elizabeth Eastlake werden zu guten Freunden. Allein für diese Charaktere hätte Steve einen Preis verdient. Ich hoffe sehr, dass das Buch irgendwann verfilmt wird.
Nach und nach werden die merkwürdigsten Sachen enthüllt - Wiremans Vergangenheit zum Beispiel. Von ihm habe ich einige nette spanische Ausdrücke gelernt - sogar im echten Leben sage ich ab und zu Vielleicht sí, vielleicht no. Nicht absichtlich. Und huevos. Eier. Wireman ist mit Abstand mein Lieblingscharakter im Buch. Natürlich sind alle ziemlich cool.
Mir ist erst jetzt aufgefallen, dass man nicht genau weiß, wie Edgar aussieht - er beschreibt sich ja nicht selbst, zumindest nicht, was Haar- und Augenfarbe angeht. Sowas eben.
Ebenso die umfangreiche Nebenbestzung: Kathi Green, die Reha-Queen. Kamen, Pam Freemantle und die beiden Töchter Melinda und Ilse (wobei Ilse eigentlich ein ungewöhnlicher Name für Amerikaner ist...). Tom Riley, Mary Ire. Die Leute aus er Scoto-Galerie und noch zig andere - alle sehr gut geschrieben.
Die ganze Geschichte ist tragisch, witzig und gruselig. Gruseliger als Friedhof der Kuscheltiere (finde ich zumindest), tragisch, was das Schicksal der Familie Eastlake betrifft, besonders Tessie und Lo-Lo. Und witzig wegen Jerome, der immer einen coolen Spruch parat hat. Zumindest fast immer. Ein Lexikon der sinnfreien Informationen, Zitaten, deren Sprechern und der Jahreszahl.
Die Sache mit Candy Brown war erst der Anfang - Zu recht sagt Jack, Edgar hätte einen Orden verdient.
Am meisten hat mich dann aber irgendwann (ab Seite 600 wirds ziemlich unheimlich!) das Geisterschiff Perse fasziniert. von ihr geht alles aus - auch das unheimliche Zeichentalent von Elizabeth in jungen Jahren und Edgar. Wireman sagt zu recht: Kaputte Menschen sind auf Duma Key besondere Menschen. Elizabeth im Alzheimer-Nebel kann ihnen nicht viel helfen - aber immer wieder gibt sie bei klarem Verstand seltsame Botschaften von sich, die im Nachhinein völlig logisch sind - am meisten verwirrt Edgar wohl Der Tisch leckt.
Der wichtige Satz It was RED! aus dem Lied Fancy (Reba McEntire), nach der Sängerin wurde sogar die Puppe Reba benannt, hat mich interessiert und ich habe mir das Lied angehört (einfach auf Youtube gehen). Ich muss sagen, es ist gar nicht so schlecht, obwohl der so bedeutende Satz im Lied nicht sehr bedeutend ist. Aber es hat trotzdem gut gepasst.
Wenn man das Buch erneut liest fügen sich auch Details, die man bei so einem dicken Buch schonmal vergisst, logisch zusammen. Edgar zeichnet eine Frau in einer roten Robe, eine seiner ersten Zeichnungen. Der geneigte(Erst-) Leser wird diese Kleinigkeit vergessen haben, wenn sie seit 300 Seiten nicht erwähnt wurde. Im Nachinein ist es natürlich klar. Auch dass Libbit (Elizabeth) immer darauf bestanden aht eine Figur im Teich zu versenken ist im nachhinein logisch - aber wenn sich die Ereignisse gegen Ende überschlagen denkt daran natürlich niemand mehr.
Perse (wie Percy ausgesprochen) ist eine der gruseligsten und coolsten Gestalten, die ich bisher aus Büchern kenne. Ich finde sie besser gelungen als den Wendigo aus Pet Sematary, vor allem aber, weil der eher eine reelle Bedrohung ist. Perse ist real. Sie schaltet Elizabeth aus - für sie sind wir Menschen nur Spielzeuge. Und eine Dämonengöttin mit einem eigenen Schiff hat was, oder?
Duma Key ist einfach ein richtig geniales Buch. Wenn mans ich die Übersicht anschaut, stockt die Story vor sich hin, abr davon merkt man einfach nichts. Das Buch ist genauso wie es sein sollte. Wie die Geschichte aufgerollt wird, ohne zu viel zu verraten, schöne Weißheiten und auch trauriges. Und natürlich der Gruselfaktor, der gegen Ende nicht unerheblich ist. Wie der Big Boy, Emery udn die Zwillinge. Nicht zu vergessen Persephone höchstpersönlich.
Die einzige Frage: Warum ähnelt Persephone dem Scharlachroten König so stark? Ich fühlte mich jedenfalls sehr an ihn erinnert, allein schon, weil sie dieselbe "Kleidung" tragen. King hat sich dazu bisher nicht geäußert, soweit ich weiß. (Ich gehe in meinen FFs, sofern ich mal welche schreiben sollte, davon aus, dass die beiden irgendwie evrwadnt sind - Perse ist zwar eine "Außenseiterin" (Dämonengöttin), aber was der Crimson King ist weiß ich jetzt auch nicht so genau...

~Lex o'Dim

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