Samstag, 19. Mai 2012

Richard Laymon - Der Ripper

Als Reiselektüre für Frankreich durfte ich mir ein Buch aussuchen, als eBook. Leider ist daher das Cover nicht so schön wie obiges. Egal. Da ich eine Bücherliste habe, habe ich mir nach etwa einer halben Stunde überlegen und meine eltern zum Verzweifeln bringen das hier ausgesucht. Ich fand Jack the ripper schon immer interessant (und gruselig...), also klang das verdammt gut.
Inhalt: eine Reihe von unglücklichen Zufällen führt den 15-jährigen Trevor Wellington Bentley nach Whitechapel und auf die Spur des berühmten Jack the Ripper. entsetzt von der Grausamkeit will Trevor einen weiteren Mord verhindern - und landet mit dem Ripper auf einem Boot. Dieser nimmt die besitzer und Trevor als Geiseln, um nach Amerika zu fahren. Dort wittert er neues Jagdgebiet. Trevor ist klar, dass es seine Aufgabe ist, den Ripper zufangen und zu töten...

Ein sehr untypisches Laymon-Buch, aber gar nicht schlecht. Aus Ich-Perspektive Trevors, der die Geschehnisse in (fast) allen Details etwa 30 Jahre später aufschreibt, wird eine irrwitzige Verfolgungsjagd beschrieben.
Es hat mich zuerst etwas irritiert, dass das ganze plötzlich in den Wilden Westen verlegt wurde (London hat mir besser gefallen), aber das tat der Spannung keinen Abbruch. eigentlich ist es ja nur eine Verkettung von vielen blöden Zufällen, dass Trevor als Geisel von Roderick Whittle, Jack the Ripper, endet. Die Interpretation des Rippers ist ziemlich frei, aber darum geht es ja nicht.
Es fiel mir während des ganzen Buches etwas schwer, mir vorzustellen, dass Trevor gerade mal 15 war - das hat man im Buch kaum gemerkt. Aber dennoch waren die Charaktere sehr gut dargestellt. Mit gerade mal 370 Seiten war es nicht gerade viel (leider hatte ich zwischen der ersten und der zweiten Hälfte über eine Woche Pause, das war vermutlich auch nicht sehr hilfreich), aber eine angemessene Länge.
Natürlich fließt viel Blut, aber dazwischen ist die Darstellung der Charaktere - Trevors Mutter, die Charaktere auf dem Schiff, Trevors Bekannte und seine Liebste Sarah, die Gangster um Chase und McSween und nicht zuletzt Jack the Ripper persönlich, der echt unheimlich ist - ein mehr als gefährlicher Psychopath.
Trevors Schicksal ist wirklich hart - es kommt ihm so vor, dass alle, die mit ihm zu tun haben sterben müssen - Trudy und Michael auf dem Schiff, Matthew Forrest und seine Familie, die Desperados. Teilweise trauert man wirklich mit ihm, weil es einfach so tragisch ist. Zum Beispiel als die komplette Gruppe um McSween stirbt, wiel sie in einen Hinterhalt geraten - der ebenfalls auf einer Verkettung unglücklicher Umstände basiert.
Und natürlich die Morde des brutalen Rippers - perfekt dargestellt. Letztendlich aber schaffen Jesse udn Trevor es natürlich, den Mörder zur Strecke zu bringen. Was alles andere als leicht ist - als Trevor ihm in London die Nase abschnitt, hat es Whittle auch nicht viel ausgemacht - er sorgt sich lediglich um sein Aussehen.
Etwas unpassend fand ich leider der lange Stop bei general Forrest - natürlich ist Sarah wichtig, aber dass Trevor seine Jagd beinahe vergisst lässt den Roman langweilig erscheinen. Er nimmt sie erst wieder auf, als er von brutalen Morden im Süden hört. Bis dahin ist der Ripper natürlich längst über alle Berge, was die Jagd deutlich verlängert.
Der Showdown ist eigentlich recht gut, aber zu weit vor dem Ende. Was danach geschehen ist, ist kaum interessant.
Fazit: Das Buch ist zwar gar nicht schlecht, aber es gibt deutliche Längen und der Western-Charakter zerstört den Grusel teilweise. Trevor wirkt wie ein Erwachsener und die Charaktere sind teils recht platt. Sehr gut hingegen ist der Ripper, der in all seiner psychopathischen Grausamkeit echten Horor erzeugt. Außerdem sind beispielsweise McSween oder Chase so cool, dass man durchaus um sie trauert. Einige Ankündigungen (dass dieser und jener Umstand dorthin führte...) nehmen die Spannung vorweg.

Geschichtliche Hintergründe:
Aus einer Dokumentation weiß ich, dass Jack the Ripper vermutlich nichtmal ein Engländer war. Natürlich lkann man nicht alles beweisen, aber soviel wurde gesagt:
Er ist zwar nach Amerika gekommen, die Morde an der Besatzung eines Schiffes und einem ganzen Mob, um den Mörder zu fangen sind aber ausgedacht - ebenso ist er nie bis Arizona gekommen. Roderick Whittle ist ein gruseliger und böser Charakter, der mit der Realität aber kaum übereinstimmt - Whittle macht das Morden Freude, einfach so und er ist sehr schlau. Der reale Ripper war hingegen höchstwahrschienlich ein Triebtäter, der in London nur durch pures Glück nicht erwischt wurde.

~Lex o'Dim

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