Roter Drache spielt noch vor Das Schweigen der Lämmer - aber im Prinzip haben die Bücher bis auf die Figuren Hannibal Lecter und Jack Crawford nicht viel gemeinsam.
Inhalt: Nachdem FBI-Agnet Will Graham bei Hannibal Lecters Festnahme schwer verletzt wurde, quittiert er den Dienst. Drei Jahre später bittet Special agent Jack Crawford ihn aber wieder um Hilfe: EinMann, von der Polizei >Zahnschwuchtel< genannt hat bereits elf Menschen getötet, zwei komplette Familien ausradiert. Widerwillig beginnt Graham an dem Fall zu arbeiten...
Das Buch war gut, aber nicht so gut wie Das Schweigen der Lämmer.
Hannibal kommt kaum vor, bis auf zwei kurze Briefe, sein Treffen mit Will am Anfang und die "Korrespondenz" über die Annoncen mit dem Täter.
Der Schreibstil ist okay, soweit ist das in Ordnung, aber ich fand das ganze an manchen Stellen doch sehr veriwrrend. Besonders der Schluss. Okay, ein bisschen Spannung, die Umstände werden geklärt - aber das ganze war von jetzt auf gleich völlig konfus und statt der Spannung denkt man als Leser nur: Hääääää? Wie jetzt? Die Szene ist so ziemlich die schlechteste im Buch. Dass Will wieder so schwer verletzt wird ist ziemlich unnötig. Außerdem ist der Schluss allgemein etwas unzusammenhängend und konfus.
Bei Thomas Harris nervt es mich sowieso gewaltig, dass man spätestens beim 5. Kapitel (in jeden Buch sind etwa 40 (RD) bis 60 (DSdL)) weiß, wer der Böse ist. Mal von Hannibal abgesehen, der ist ja sowieso dabei.
Harris scheint das für nötig zu erachten, um aus Perspektive des Täters schreiben zu können. Natürlich ist es das auch, wenn man es so ausführlich tut wie Harris. Er berichtet über Francis Dolarhydes Kindheit, seine Bekanntschaft mir Reba McClane. (Wobei ich Reba interessant fand, einerseits wegen des Namens und andererseits, weil in Büchern so selten blinde Charaktere auftauchen.) Es ist nicht schlecht in em Sinne, aber man hätte es ein wenig hinauszögern können.
Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich, dass am ende nicht geklärt wird, was genau mit Francis jetzt wirklich los war. Der Rote Drache spricht mit ihm, dass auch andere es hören können. Da ich Paranormales in einem Thomas Harris-Thriller für recht unwahrscheinlich halte gehe ich mal stark davon aus, dass er den Drachen selbst gesprochen hat. Schizophrenie oder sowas. Da man die entscheidenden Szenen aus Perspektive der blinden Reba miterlebt, weiß man es nicht genau. Francis glaubt jedenfalls daran.
Das Buch fand ich deutlich brutaler als Das Schweigen der Lämmer, hauptsächlich wegen der Szene mit Freddy Lounds. Okay, dieser Klatschreporter hat es selbstherausgefordert, indem er ständig Scund über Graham und Den Drachen geschrieben hat. Aber sein qualvoller Tod war ja etwas fies.
Francis' Tattoo (oberer Teil) im Film
Zugutehalten kann ich dem Buch die genialen Charaktere und die Ausarbeitung von Francis' Persönlichkeit. (Hannibal hat mir im nächsten Teil besser gefallen.) Es kommt keine sehr große Spannung auf, sondern eher an kleinen Stellen zwischendurch, wenn Harris das Kapitel geschickt beendet hat, dass man weiterlesen will. Und natürlich, als Reba in Francis' Gefangenschaft ist.
Francis' Trick am Ende war in der Tat gut geplant - man hält ihn für tot und dann taucht er auf einmal doch wieder auf. Aber wie gesagt, die Szene, in der er Will angreift provoziert ein "Hä? Was soll das jetzt?", keine große Spannung.
Die Fachbegriffe, die verwendet wurden, muss man zwar kennen, wenn man alles ganz verstehen will, aber so wichtig ist es nicht für die Handlung. Es kommt am Schluss nicht so ganz raus, wie sie alles herausfinden konnten.
Das Motiv des Großen, roten Drachen und die mit der Sonne bekleideten Frau von William Blake ist interessant (ich glaube es geht dabei um die Offenbarung des Johannes), mal abgesehen davon, dass der Drache nicht mal rot ist...
An sich also kein schlechtes Buch, für Hannibal-Fans sicher mehr als geeignet und mit tollen Charakteren. Lediglich der Schluss hat mich sehr gestört, weil er so verworren ist. Wenn man davon absieht ist das Buch sicherlich lesenswert.
~Lex o'Dim
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